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Interview

Wie gelingt sprachliche Förderung im Schulalltag? Welche Herausforderungen begegnen Lehrpersonen dabei – und welche Strategien haben sich bewährt? Im Gespräch gibt Saskia praxisnahe Einblicke in den Umgang mit sprachlicher Vielfalt im Klassenzimmer und zeigt, welche Materialien sie besonders gerne verwendet. Saskia unterrichtet in einer Schule in Wien.
Westermann: Gibt es Strategien, mit denen du das Selbstvertrauen der Schüler*innen stärkst?

Saskia: Kinder ohne Deutschkenntnisse erleben oft von Beginn an fehlende Teilhabe, Ausgrenzung und Geringschätzung. Meine Beobachtung ist, dass ihren anderen Fähigkeiten und Stärken manchmal kaum Bedeutung beigemessen wird. Ich bin überzeugt davon, dass eine gute Beziehung zu den Schüler*innen eine wesentliche Rolle beim Lernen spielt. Der wertschätzende Umgang bedingt ihre Lernbereitschaft.

Es ist für mich immer wieder überraschend, wieviel gezielte Beziehungsarbeit bewirken kann. Eine gute Beziehung zwischen Kind und Lehrperson ist eine selbstvertrauen-stäkende Maßnahme.
Ich versuche, die Kinder bestmöglich positiv zu bestärken.

Eine tolle Methode, die ich gerne anwende, ist das sogenannte "Scaffolding". Anstatt meine Schüler*innen beim Sprechen auszubessern, wiederhole ich den Satz korrekt. Wenn ein Kind zum Beispiel sagt: "Meine Bruder spielen in Park", wäre bei der Scaffolding-Methode die Antwort der Lehrperson: "Aha, dein Bruder spielt im Park".

Welche DaZ Lernspiele und Materialien verwendest du besonders gern und warum?

Ich arbeite gerne mit Hörstiften, bei der Wortschatzerarbeitung ist er für mich wie eine zusätzliche Lehrperson.
Ich verwende auch gerne Spiele von Lingoplay wie beispielsweise Vokalkniffel, Spiele und CopyMaps zur phonologischen Bewusstheit aber auch Bildkarten zum Grundwortschatz.

Erinnerst du dich an einen Moment, der dich in deiner Rolle als DaZ-Lehrerin besonders berührt hat?

Im vergangenen Schuljahr durfte ich eine besondere Erfahrung mit einer DaZ-Schülerin machen, die mich sehr bewegt hat. Obwohl sie von unserer Klasse offen und herzlich aufgenommen wurde, fiel es ihr zunächst schwer, Vertrauen zu fassen und sich auf das neue Umfeld einzulassen. Ihr Verhalten war anfangs von Zurückhaltung und innerer Abwehr geprägt, was für uns Lehrende und Mitschüler*innen herausfordernd war.

Mit der Zeit jedoch begann sie, sich langsam zu öffnen. Zunächst gegenüber mir als Lehrperson, später auch gegenüber ihren Mitschüler*innen. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in ihrem Spracherwerb wider: Anfangs zeigte sie wenig Interesse am Deutschlernen, doch gegen Ende des Schuljahres war deutlich zu spüren, dass sie motivierter und bereit war, sich aktiv mit der Sprache auseinanderzusetzen.
Es war schön zu sehen, wie sich durch Geduld und ein unterstützendes Umfeld eine positive Veränderung ergeben hat.

Welche Rolle spielt die Elternarbeit im DaZ-Kontext?

Ich habe sehr positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Dolmetscher*innen bei der Elternarbeit im DaZ-Kontext gemacht. So ist gewährleistet, dass Eltern und Lehrperson zu Bildungspartnern für die Kinder werden.  Es ermöglicht Kommunikation auf Augenhöhe. Viele Eltern brauchen auch einfach konkrete Tipps und Ideen zur Förderung des Spracherwerbs im Alltag. Ich empfehle immer gerne:
  • gemeinsam Öffentliche Büchereien besuchen
  • auf Deutsch Fernsehen
  • Hörspiele anhören
  • Hörstifte
  • Bildwörterbuch
  • Lernapps für das Handy
Danke für deine Zeit!